Newsletter Ausgabe 10-2014 vom
22. Oktober 2014
Inhalt:
MAGAZIN
MESSE
Editorial: Die Kunst des Unauffälligen
Vielleicht erinnert sich der Eine oder die Andere noch. Vor rund zehn Jahren kam eine Chi-Quadrat-Software für Gastronomen auf den Markt. Die Idee dahinter: Der Imbissbudenbesitzer sollte bei der Aufzeichnung seiner frei erfundenen Tageseinnahmen sich nicht im vom Betriebsprüfer ausgelegten Netz mathematisch-statistischer Methoden verheddern. Schließlich wissen wir, dass jeder Mensch seine Lieblingsziffer hat und über die lassen sich Steuerschummler packen. Also gilt es hier, unauffällig zu bleiben. Mithilfe besagter Software.
Die Zahlen einer Imbissbude ins harmlose Verhältnis zueinander zu setzten, ist Kleinkunst. Die Leinwand für die großen Künstler heißt Verfahrensdokumentation. In dieser Unternehmenschronik lassen sich opulente Bilder einer heilen, stimmigen Unternehmenswelt malen. Dass die entscheidenden Details darin fehlen, kann auch der akribischste Betrachter nicht erkennen. Auf kleine, harmlose Irritationen wird er dagegen stoßen. Denn die gehören zum Alltag immer dazu. In jedem Unternehmen hat irgendein Mitarbeiter an irgendeiner Stelle geschlampt ohne dass das aufgefallen wäre. Also wird dem Betriebsprüfer die Genugtuung gegönnt, dies jetzt auf dem Gemälde zu entdecken.
Die großen Künstler dieser Gattung könnten von ihrer fachlichen Qualifikation sofort in leitender Position bei der Steuerfahndung einsteigen. Attraktiv dürfte das im Vergleich von Angestelltentarif und Honoraren des freien Marktes allerdings kaum sein.
Schade, dass die genialen Werke der Meister der Kunst des Unauffälligen nie an die Öffentlichkeit kommen.
Ihr Gerhard Schmidt
Prüfungspraxis: Das Betriebsprüfungsklima wird rauer (Bettina M. Rau-Franz)
Es ist festzustellen, dass das Klima zwischen Betriebsprüfern und Steuerpflichtigen/und Beratern immer rauer wird. In vielen Fällen aus der Vergangenheit konnte man feststellen, dass Betriebsprüfer versucht haben, Betriebsprüfungsergebnisse zu ermitteln, die jenseits von Gut und Böse waren und die die betroffenen Unternehmer in existentielle Nöte gebracht haben. Auch der verbale Umgangston wird erheblich rauer und gleitet teilweise in stilloses Verhalten der Betriebsprüfer ab, wie Beispiele zeigen.
Aus dem BMF: Lohnsteuer - Nachschau
Durch das Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz wurde eine Regelung zur Lohnsteuer-Nachschau neu in das EStG eingefügt worden. Die Vorschrift ist zum 30. Juni 2013 in Kraft getreten. Dazu hat das BMF ein Schreiben veröffentlicht. Zum Recht auf Datenzugriff heißt es darin: Der mit der Lohnsteuer-Nachschau beauftragte Amtsträger darf nur dann auf elektronische Daten des Arbeitgebers zugreifen, wenn der Arbeitgeber zustimmt. Stimmt der Arbeitgeber dem Datenzugriff nicht zu, kann der mit der Lohnsteuer-Nachschau beauftragte Amtsträger verlangen, dass ihm die erforderlichen Unterlagen in Papierform vorgelegt werden. Sollten diese nur in elektronischer Form existieren, kann er verlangen, dass diese unverzüglich ausgedruckt werden.
Aus dem BMF: Broschüre "Die Steuerverwaltung in Deutschland"
Die im Oktober 2014 vom BMF herausgegebene Broschüre "Die Steuerverwaltung in Deutschland" soll erstmals einen Einblick in die für alle Bürgerinnen und Bürger doch bedeutsamen Behörden geben und sie den nicht mit den Verwaltungsstrukturen vertrauten Lesern näher bekannt machen. Sie enthält insbesondere grundlegende Informationen über den Aufbau, die Organisation und die Arbeitsweise der Steuerverwaltungen der Länder. Sie soll damit dazu beitragen, eventuell noch vorhandene „Berührungsängste“ zur Steuerverwaltung abzubauen.
Rechtsprechung: Unterbrechung einer Betriebsprüfung unmittelbar nach ihrem Beginn
Für den Beginn einer Außenprüfung genügt die Durchsicht übersandter Unterlagen und Schriftverkehr zu sich hieraus ergebenden materiell-rechtlichen Fragestellungen. Eine Unterbrechung der Außenprüfung unmittelbar nach ihrem Beginn liegt nicht vor, wenn an die Ermittlungsergebnisse nach Wiederaufnahme der Prüfung angeknüpft werden kann. So urteilte das Finanzgericht Hamburg.
Literatur: Von der Aufruhrsteuer bis zum Zehnten (Reiner Sahm)
Dieses kleine Buch liefert historisch belegte Fakten ungewöhnlicher Maßnahmen und raffinierter Ideen aus der langen Leidensgeschichte der Steuern und Abgaben, die Schlaglichter auch auf heutige Eigenwilligkeiten und empfundene Absurditäten der Steuergesetzgebung werfen. Die kurzen, leicht lesbaren Texte und ihr unterhaltsamer Charakter eignen sich perfekt, um sie als kleine Geschichten im Büro, in Reden oder in persönlichen Gesprächen aufzugreifen.
Diskussion: Aktuelles aus der XING-Gruppe "Elektronische Steuerprüfung"
Veranstaltungen: Termine der nächsten Monate
* Businessfrühstück zur elektronischen Abrechnung (Bitkom): 22.10. Dreden, 19.11. Köln, 19.12. München
* Internes Kontrollsystem für Zoll- und Außenhandelsprozesse (Audicon): 05.11. Münster
* Digitale Datenanalyse – Fach- und Praxiswissen kompakt (Datev): 18.-20.11. Hamburg, 02.-04.12 Sindelfingen
* GS1 Praxistag Elektronische Rechnung (GS1): 28.11. Köln
DATEV: Wirtschaftlich prüfen bedeutet risikoorientiert prüfen
Um Risiken zu erkennen, braucht der Abschlussprüfer Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit, das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld sowie zur Branche des zu prüfenden Unternehmens (vgl. IDW PS 230). Besonders bei der Beurteilung des wirtschaftlichen Umfelds unterstützt den Abschlussprüfer das Zusatzmodul DATEV Abschlussprüfung Branchenbenchmarks .
Audicon: Neue Tipps und Tricks zu IDEA verfügbar
Ab sofort ist eine neue Ausgabe unserer beliebten Tipps-und-Tricks-Reihe zu IDEA online. Das Thema der aktuellen Ausgabe: Ermittlung von Buchungen an festen Feiertagen.