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Studie zur Wirtschaftskriminalität 2011

Herausgeber: PricewaterhouseCoopers in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

25.10.2011

Studie zur Wirtschaftskriminalität 2011

Die Mehrheit der deutschen Großunternehmen hat inzwischen ein Compliance-Programm installiert. Die Unternehmen setzen stärker auf Prävention, jedes zweite sieht in seinem Compliance-Programm sogar einen Wettbewerbsvorteil. Dennoch werden Delikte weiterhin häufig durch Zufall aufgedeckt. Kriminalität ist ein Thema, mit dem sich die deutsche Wirtschaft dringend auseinandersetzen muss: Jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) war im Jahr 2011 von mindestens einem Schadensfall betroffen. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie zur Wirtschaftskriminalität 2011, die PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Halle-Wittenberg veröffentlicht hat.

Wirtschaftskriminalität verursacht in Deutschland Jahr für Jahr hohe Schäden: im Durchschnitt 8,39 Millionen Euro pro Unternehmen. Die Schadenssumme ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen, um 58 Prozent, obwohl die Zahl der Delikte insgesamt leicht zurückgegangen ist. "Diese Entwicklung beruht zum Teil auf einigen überdurchschnittlich hohen Schäden", sagt Steffen Salvenmoser, Partner bei PwC im Bereich Forensic Services und Autor der Studie. "Drei Prozent der Unternehmen berichteten von Schäden über 100 Millionen Euro. Allerdings ist es auch möglich, dass sich hier noch die Auswirkungen der Finanzmarktkrise 2008/2009 zeigen."

Am häufigsten sind Vermögensdelikte, mit 32 Prozent aller Wirtschaftsstraftaten im Jahr 2011. Relativ oft kommen aber auch Verstöße gegen Patent- und Markenrechte (17 Prozent), Korruption und Bestechung (12 Prozent) sowie Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten (12 Prozent) vor.

Wirtschaftsdelikte sind nur schwer nachzuweisen, sodass die PwC-Experten von einer noch höheren Dunkelziffer ausgehen, das betrifft insbesondere Korruption. "Wir schätzen, dass insgesamt 62 Prozent der Unternehmen in Deutschland von Wirtschaftskriminalität betroffen sind", so Salvenmoser.

Unternehmen fürchten vor allem die indirekten Schäden

Noch schwerer als die finanziellen Verluste wiegen für Unternehmen die indirekten Schäden wie Reputationsverlust und ein beeinträchtigtes Verhältnis zu Behörden oder Geschäftspartnern. Das gilt insbesondere für Fälle von wettbewerbswidrigen Absprachen und Industrie- und Wirtschaftsspionage. Die Unternehmen bekommen inzwischen zu spüren, dass Öffentlichkeit, Medien und Strafverfolgungsbehörden deutlich aufmerksamer geworden sind.

Während vor zehn Jahren nur 10 Prozent der Unternehmen von einem Reputationsverlust berichteten, sind es 2011 bereits über 40 Prozent. "Es kostet sehr viel Zeit und Geld, die Folgen von Wirtschaftsdelikten zu bewältigen", sagt Steffen Salvenmoser. "In Wirtschaftskriminalität verwickelt zu werden, erweist sich zunehmend als ein unternehmensgefährdendes Risiko."

Neue Risiken durch Digitalisierung

Das beweist auch die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. PwC veröffentlicht die Studie zur Wirtschaftskriminalität bereits seit 2001. In dieser Zeit sind neue Risiken hinzugekommen, insbesondere solche, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Beispielsweise entwickelte sich der Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten zu einer ernsten Gefahr.

Allerdings ist die Bereitschaft der Unternehmen, in Prävention zu investieren, in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Die Zahl der Unternehmen mit Compliance-Programmen hat deutlich zugenommen – von 41 Prozent in 2007 auf 52 Prozent im Jahr 2011. Hier sagen die PwC-Experten einen weiteren Zuwachs für die kommenden Jahre voraus. Ähnliches gilt für Anti-Korruptions-Programme, über die bislang 59 Prozent der Unternehmen verfügen. Führend sind hier die meist börsennotierten, internationalen Großunternehmen. Kleinere Firmen folgen ihnen nach. Allerdings ist der Einsatz von Compliance-Programmen auch von der Branche abhängig (siehe Grafik).

Wettbewerbsvorteil Compliance

Inzwischen beginnen Unternehmen, Compliance-Programme als Wettbewerbsvorteil zu sehen. Beispielsweise wird bei Transaktionen verstärkt nach Compliancerisiken gefragt. "Der Markt beginnt, Prävention gegen Wirtschaftskriminalität zu honorieren. Compliance erhält zunehmend einen Marktwert und entwickelt sich zu einem Produktivitätsfaktor", so Salvenmoser.

Allerdings hat die Studie auch gezeigt, dass Wirtschaftsstraftaten noch immer am häufigsten durch Zufälle aufgedeckt werden, etwa durch externe und interne Tippgeber. Das zeigt, dass die Präventionsprogramme noch nicht effizient genug arbeiten. Viele Unternehmen zögern, Hinweisgebersysteme einzuführen, obwohl dadurch über zwei Drittel der Straftaten aufgeklärt werden können. Inzwischen haben 41 Prozent der Unternehmen ein Hinweisgebersystem installiert, 2007 waren es 27 Prozent.

Das typische Täterprofil

Etwa die Hälfte der Täter stammt aus dem eigenen Unternehmen, die andere Hälfte von außen. Die Studie nimmt das Profil des externen Täters unter die Lupe, während in den vorangegangenen Studien die internen Wirtschaftkriminellen im Mittelpunkt standen.

Der externe Wirtschaftskriminelle

Während die Unternehmen bei internen Tätern häufig keine Strafanzeige stellen, werden die meisten Delikte von externen Tätern strafrechtlich verfolgt. In fast zwei Dritteln wird Strafanzeige erstattet. Ebenso oft werden zivilrechtliche Schritte eingeleitet. Etwas häufiger (70 Prozent) wurde die Geschäftsbeziehung beendet.

Der typische externe Täter ist männlich, zwischen 41 und 50 Jahre alt, gehört dem Topmanagement an und ist schon längere Zeit - zwischen elf und 20 Jahre in seinem Unternehmen beschäftigt.

Das sind die typischen Tatgründe externer Täter:

  • Sein Chef billigte die Tat (64 Prozent)
  • Mangelnde Compliance-Maßnahmen seines Unternehmens (51 Prozent)
  • Hoher Wettbewerbsdruck (48 Prozent)
  • Teil der Unternehmenspraxis seiner Firma (43 Prozent)
  • Kritische wirtschaftliche Lage seines Unternehmens (31 Prozent)


Wirtschaftskriminelle, die ein anderes Unternehmen schädigen, sind mit 43 Prozent mehrheitlich Geschäftspartner oder Dienstleister. Seltener sind es Kunden bzw. Mandanten (29 Prozent) oder externe Täter ohne jegliche Geschäftsbeziehung (24 Prozent).

Häufig sind Taten von außen auf Sicherheitsmängel im eigenen Unternehmen zurückzuführen. Das sind typische Schwachpunkte, die externe Täter ausnutzen können:

  • Unzureichendes Risikomanagement: 28 Prozent
  • Unzureichende interne Kontrollen im eigenen Unternehmen: 28 Prozent
  • Unzureichendes Kunden- bzw. Geschäfts-Monitoring: 22 Prozent
  • Mangelnde Compliance im eigenen Unternehmen: 22 Prozent


Während die Unternehmen bei internen Tätern häufig keine Strafanzeige stellen, werden die meisten Delikte von externen Tätern strafrechtlich verfolgt. In fast zwei Dritteln wird Strafanzeige erstattet. Ebenso oft werden zivilrechtliche Schritte eingeleitet. Etwas häufiger (70 Prozent) wurde die Geschäftsbeziehung beendet.

Der typische externe Täter ist männlich, zwischen 41 und 50 Jahre alt, gehört dem Topmanagement an und ist schon längere Zeit - zwischen elf und 20 Jahre in seinem Unternehmen beschäftigt.

Die 6. Studie zur Wirtschaftskriminalität 2011 kann hier kostenlos bestellt werden. Für die Untersuchung wurden 830 Unternehmen von Mai bis Juli 2011 befragt.

Bibliographische Daten

Wirtschaftskriminalität 2011
Sicherheitslage in deutschen Großunternehmen

Autoren

Claudia Nestler (PwC)
Steffen Salvenmoser (PwC)
Prof. Dr. Kai-D. Bussmann (Universität Halle-Wittenberg)

Herausgeber

PwC in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Bibliographie/Quelle

Oktober 2011
68 Seiten
DIN A4
Preis: kostenlos

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PricewaterhouseCoopers (PwC): Studie zur Wirtschaftskriminalität 2011

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