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Fachtagung „Digitale Datenanalyse 2016“ - Rückblick

Von Gerhard Schmidt

20.07.2016

Gerhard Schmidt

Gerhard Schmidt
Chefredakteur des "Forum Elektronische Steuerprüfung".



Kasse 2017, Verfahrensdokumentation, Prüfung von Vorsystemen, Prüfungsmethoden des Fiskus. Das waren die Schwerpunkte der „Fachtagung Digitale Datenanalyse 2016“ der Datev. Alles brennende Themen, mit denen sich die Unternehmen heute – betreut von ihrem Steuerberater – auseinandersetzen müssen. Doch was genau ist zu tun? Wie agiert und plant der Fiskus? Wie kann der Steuerberater seine Mandanten optimal beraten ohne selbst dabei Risiken einzugehen? Auf Antworten zu diesen Fragen sollten die Teilnehmer der Veranstaltung hingeführt werden.

Was Vorsysteme alles erzählen - Erfahrungen aus den Prüfungen bei KMU, davon berichtete zu Beginn Andreas Lander (StB/RA/FASt). „Alles hinterlässt in der IT Spuren. Das führt zu neuen Fragestellungen“, so seine Erkenntnisse. Dabei interessiere den Betriebsprüfer die Fibu heute eigentlich nicht mehr. Kassenführung, Einkauf, Fakturierung oder Inventuren, dorthin hat sich der Fokus verlagert. In zukünftigen Prüfungen sei die Integration weiterer „Datenlieferanten“ in die Prüfungen so wie ein Ausbau der Schnittstellenprüfungen zu erwarten.

Mit Beratungsansätzen im Umfeld zukünftiger Vorsystemprüfungen setzte sich Lander in seinem zweiten Vortrag auseinander. Er empfahl, die Art- und Weise der Mandatsführung zu überdenken, um die Qualität der Zusammenarbeit steigern, die Geschäftsprozesse zu überdenken und zu dokumentieren, um diese den sich verändernden Entwicklungen anzupassen, sowie Schnittstellen zu überdenken und anzupassen, um den heutigen Standards zu entsprechen. Insbesondere empfahl er seinen Kollegen einen „Kassencheck“ bei den Mandanten, der Schwachstellen offenbaren und die tatsächliche Bedienung der Kasse dokumentieren soll. Lander schloss mit der Darstellung der Anforderungen an eine Verfahrensdokumentation.

Mit der Umsetzung der GoBD bei den Mandanten mit besonderem Augenmerk auf die Verfahrensdokumentation beschäftigte sich Steuerberater Wolf D. Oberhauser. In der Praxis sieht er aktuell folgende Fragen und Problemfelder: Die Anzahl der digitalisierten Buchhaltungen erhöht sich, allerdings erfolgt das Scannen oder Hochladen teilweise erst in der Kanzlei. Die Unternehmen scheuen den Übergang zum ersetzenden Scannen, verwalten also  zusätzlich Papier, oft aus Angst von Verfahrensänderungen und Informationsverlust. Die Bereitschaft zur Erstellung einer Verfahrensdokumentation fehlt, weil es damit bisher keine Probleme bei der Betriebsprüfung gab oder weil als unnötig angesehene Bürokratie abgelehnt wird. Die Identifikation und ggf. „Nachrüstung“ der Vorsysteme gestaltet sich schwierig, ebenso die Beratung zur Kassenproblematik.

Nach den Steuerberatern kam die Finanzverwaltung zu Wort. Registrierkasse 2017 - was erwartet die Betriebsprüfung?, so der Titel des Vortrags von Joachim Zimmermann, Betriebsprüfer und  EDV-Fachprüfer aus Baden-Württemberg. Zimmermann fächerte das Registrierkassenthema in all seiner Breite auf: Der besondere Fokus der Finanzverwaltung auf bargeldintensive Betriebe, die Manipulationsmöglichkeiten bei Registrierkassen, die Ansatzpunkte bei einer elektronischen Kassenbetriebsprüfung, die besonderen Prüfungsmöglichkeiten bei Taxiunternehmen, der Workflow für die Umrüstung von Registrierkassen sowie die Problemfelder und Risiken für Steuerberater. Abschließend gab Zimmermann einen Ausblick auf das vom BMF geplante Gesetz zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen, über das er aber aus seiner Sicht als Kassenprüfer nicht recht glücklich schien.

SRP (Summarische Risikoprüfung) ‒ Aktuelle Prüfungsmethode der Finanzverwaltung. Aus der mit  amüsanten Beispielen illustrierten praktischen Erlebniswelt des Kassenbetriebsprüfers ging es mit Andreas Wähnert dann in theoretischere Höhen.  „Die Notwendigkeit neuer Prüfungstechnik wird erkannt, leider belasten verbreitete Irrtümer die Praxisanwendung!“ konstatierte Wähnert, um anschließend mit den Irrtümern aufzuräumen. Der Entwickler der SRP, eines bedienergeführten Prüfungsnetzes aus systematisch verknüpften Datenverbildlichungen zur Unterstützung beim effizienten Auffinden relevanter Prüffelder, setzte dabei die modernen Prüfungsmethoden in Bezug zu den steuerrechtlichen Grundsätzen, die seit Enno Beckers Reichsabgabenordnung von 1919 gelten und durch die Rechtsprechung immer wieder präzisiert wurden. Nicht jeder im Auditorium mag die statistischen Grundlagen der SRP nachzuvollziehen in der Lage gewesen sein, doch die Einsatzgebiete und die Mächtigkeit der modernen Prüfmethoden dürften jedem klar geworden sein.

Finanzbeamte wie Joachim Zimmermann oder Andreas Wähnert, die bei einer Prüfung materielle und formelle Fehler angemessen einordnen, werden dem Steuerberater bei den Außenprüfungen seiner Mandanten eher weniger begegnen. Wahrscheinlicher sind Prüfer, die unter dem Druck stehen, ein Mehrergebnis erreichen zu müssen, und daher etwas forscher und weniger genau differenzierend zu Werke gehen. Wie der Steuerberater in solchen Fällen (re)agieren kann, zeigte Rechtsanwalt Jörg Burkhard in seinem Vortrag Gastronomie und Prüfung - Probleme vorprogrammiert? auf. „Lassen Sie sich nicht blenden von Statistik!“, empfahl Burkhard. Doch um beurteilen zu können, ob beispielsweise ein Zeitreihenvergleich im konkreten Fall zu belastbaren Aussagen führen kann, muss man sich mit einem derartigen Prüfungsansatz vertraut sein, um dem Prüfer gegenhalten zu können. Doch das lohnt sich im Interesse des geprüften Mandanten.

Der Digitalisierung des Steuerrechts durch die Finanzverwaltung muss sich der Berufsstand der Steuerberater stellen. Beratungspraxis – quo vadis? Zivilrechtliche Haftungsrisiken, steuerstrafrechtliche Risiken, Abwehr- und Verteidigungsstrategien, damit beschäftigte sich Jörg Burkhard in seinem zweiten Vortrag. Anhand einer Fülle von Fallbeispielen zeigte er auf, wo es für den Berater kritisch werden könnte und welches Repertoire an Maßnahmen ihm zur Verfügung steht.

Fazit. Wir befinden uns mitten im Prozess der digitalen Transformation: die Finanzverwaltung, die Steuerberater, deren KMU-Mandanten sowie deren wechselseitiges Zusammenwirken. In der digitalen, immer komplexeren Welt ergeben sich dabei Fragestellungen und Probleme, die es in der analogen Welt so nicht gab. Hier Fragen zu beantworten und Ansätze zur Problembewältigung zu identifizieren, ist der „Fachtagung Digitale Datenanalyse 2016“ vollauf gelungen.

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Datev: Fachtagung „Digitale Datenanalyse 2016“ (Rückblick)

18.03.2024

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