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Zehn Jahre GDPdU

Dank für die vielfältigen Bereicherungen des Berufslebens

Von Peter tom Suden

14.07.2011

Peter tom Suden

Peter tom Suden
Peter tom Suden ist Steuerberater. Er praktiziert in Göttingen und arbeitet daneben an Lösungen zur Organisation des Rechnungswesens in Klein- und Mittelunternehmen sowie an Modellen zur Kanzleiorganisation in kleinen und mittelgroßen Steuerberaterkanzleien Von 1993 bis 2004 war er Mitglied des Vorstands der DATEV eG.

Peter tom Suden plaudert mit der lieben Alten Tante GDPdU an ihrem Ehrentag bei Bohnenkaffe, Sahnetorte und Likörchen.

Was hast Du uns nicht alles gegeben? Vor  allem viel Stoff zum Nachdenken. 2002 ist ja wirklich schon so lange her, dass sich kaum noch jemand daran erinnert. Digitalisierung von Belegen? Kaum bekannt! Zugriff der Finanzverwaltung auf Buchhaltungsdaten? Mindestens Teufelswerk! Pech, Schwefel, Steine, Scherben. Udo Lindenberg hatte damals noch ´ne Band und Peter Maffay war noch Schlagersänger und nicht Rocker.

Dabei hätte schon damals klar sein können, dass der Zug zur Digitalisierung der Dokumente in den Unternehmensverwaltungen angerollt war; ja, er war sogar schon lange aus der Haftreibung heraus und nahm deshalb kontinuierlich Fahrt auf.

Die Finanzverwaltung führte dann statistische Verfahren in der Betriebsprüfung ein. Wie hieß dann damals noch mal der Finanzminister? Lafontaine glaube ich. Heißt das nicht "die Quelle"? Der Name war doch Programm! Und sie, die Finanzverwaltung, na gut, manchmal auch "die Quelle",  stellte dadurch gelegentlich "komische" Fragen wie z.B. die nach Warenverbrauch bei hoher Sonnenscheindauer bei Eisdielen oder die nach "Sonntagsbuchungen" bei Inhabergeführten Finanzbuchhaltungen. Mit den neuen Möglichkeiten ließ sich ja viel machen, vor allem viel spaßiger Blödsinn. Hinzu kamen Unsicherheiten über die Bedeutung und die Auslegung von Z1 bis Z3. Und es trat auch deutlich zutage, dass manch ein Prüfer die "neue Welt" gern für sich entdeckte, dass manch anderer Prüfer aber doch lieber seinem "prüferischen Spürsinn" vertraute, der ihn "in 30 Jahren noch nie getäuscht" hatte. All das ist heute Vergangenheit, den alten Prüfer und den Spürsinn meine ich.

Die Finanzverwaltung führe eine standardisierte Prüfsoftware ein, sinnigerweise trägt die den Namen IDEA. Der Name war wohl auch das Ziel, denn aus vielen Prüfungen kamen auf einmal sehr seltsame, kaum glaubliche Berichte über Annahmen und Prüfergebnisse. Die Finanzverwaltung stattete ihre Prüfer mit notebooks aus. Das war eine unerhörte Maßnahme. Sollte man als Steuerberater jetzt etwa auch einen notebook mit zum Mandanten nehmen? Wie sieht das denn aus, wenn man "ohne" kommt. Pfui, so unwichtig, so gar nicht angezogen! Und wenn man ihn mitnahm, was machte man dann damit, ohne sachkundige Mitarbeiter vor Ort. Immerhin gab es schon länger Softwaretools zur Prüfungsbegleitung und -navigation (vulgo: was kommt denn raus???) Man wollte ja schließlich nicht ohne dastehen; nicht ohne notebook und dann auch nicht ohne Assistenten. Es gab bei der Finanzverwaltung sogar mal IDEA-Paten, mit Süditalien hatte das aber nichts zu tun. Der Finanzverwaltung ging es ähnlich wie uns Steuerberatern. Sie trainierte ihre Mitarbeiter und standardisierte die Prüf-Makros. Inzwischen darf man wohl auf beiden Seiten von ausgereiften Verfahren sprechen. Die Reaktion der Steuerberater auf Dein Erscheinen war allerdings geteilt. Ein Teil schaffte sich IDEA an in der Hoffnung, mit dem Einsatz der Software sei ein einheitliches Diskussionsniveau wieder hergestellt; ein anderer Teil erwarb Lizenzen von ACL -ziemlich gleichwertig zu IDEA- in der gleichen Hoffnung; (beide Teile stellten fest, dass ohne eine eingehende Beschäftigung mit der Software kein Blumenpott zu gewinnen war) und ein Teil machte weiter wie bisher. Heute sind EDV-gestützte Prüfungen Tagesgeschäft in den Finanzämtern und den Steuerkanzleien. Es gibt ihn allerdings immer noch, den "Folterkasten der Finanzverwaltung", der kurz und informativ die Möglichkeiten der Prüfsoftware beschreibt.

Und nun hast Du, liebe Alte Tante GDPdU, 10-jähriges Dienstjubiläum. Wie man hört, interessiert Deinen Dienstherrn das herzlich wenig. OK, Schwamm drüber. Der hat im Moment auch ganz andere Sorgen, muss jetzt griechische Finanzphilosophie lernen und so einen neumodischen Kram. Sogar  unsere Kanzlerin muss zur Abwendung von Krisengerüchten mit Silvio "Bunga-Bunga" Berlusconi telefonisch palavern. Denen bleibt keine Zeit, sich um Dich zu kümmern. Die müssen mindestens die EU retten. Und Du, liebe Alte Tante, musst mit den Ergebnissen aus den USt-Sonderprüfungen usw. dazu beitragen. Da ist es doch gut, wenn wir, die wir Dich wenigstens schätzen, wenn auch nicht alle tief verehren, zu Deinem Jubiläum an Dich denken.

Wenn Alte Tanten so einen Ehrentag haben, dann - das gehört sich so - gratuliert man artig und wünscht alles Gute (vor allem sich, natürlich, denn Du wirst ja nun langsam alt). Es gibt also zur Begrüßung igitt-feuchte Tantenküsschen, danach aus dem guten Hutschenreuther ein Tässchen Bohnenkaffee mit Saaaahhhhnetorte, dann noch ein Likörchen (oder vielleicht gar noch einen? Und bitte keine rührseligen Dööntjes ut ole Tidens) und natürlich alle guten Wünsche für die Zukunft. Und diese guten Wünsche hast Du auch bitter nötig, denn Deine Zukunft steht zwar fest, aber eben auch in den Sternen. Die Finanzverwaltung erwartet von Dir Wunderdinge. Dann zauber mal los, liebe Alte Tante!

Zunächst mal zauberst Du bitte Einnahmen, denn ein staatliches Gemeinwesen braucht - oder sollte man besser sagen: verbraucht - viel Geld. Und einen Teil davon schleppst Du heran. Da braucht man ja nur immer in die Statistik reinzuschauen, die der Bundesfinanzminister jedes Jahr veröffentlicht. Du bist integraler Bestandteil einer jeden steuerlichen Betriebsprüfung und auch einer jeden Planung von Bundes- und Landeshaushalten. Und die Prüfer - hast Du eigentlich was mit denen? Ach so, das darf man nicht fragen. Na gut. Werden nicht nur immer jünger, sie werden auch immer erfolgreicher. Und jetzt, das hat aber nichts mit Dir oder mit digitalen Prüfmethoden zu tun, hat der deutsche Bundesrat eine Falle aufgemacht für alle, die im Vertrauen auf ihnen zugeflüsterte Gerüchte ab dem 01.07.2011 aus elektronischen Rechnungen Vorsteuer abgezogen haben, ohne sich zu vergewissern, dass die Rechnungen überhaupt qualifiziert elektronisch signiert waren. Ein Fest für den Zugriff Z1 und für Dich. Der Finanzminister sträubt sich zwar, aber im Zuge der nur so hereinströmenden Mehrergebnisse werden sicherlich die Steuern gesenkt und die PIGS saniert, wenn nicht noch Italien dazukommt. Und Du kannst daran Anteil haben über Deine überirdischen Fähigkeiten, die Du der Finanzverwaltung zur Verfügung stellst.

Und dann erst die Zukunft: glänzende Aussichten in 5 bis 10 Jahren, auch wenn die noch in den Sternen stehen. Es kommt ja nun bald die E-Bilanz. Das ist ein Werk, das schreit förmlich nach Dir und Deiner altersweisen Ruhe. Das erste BMF-Schreiben dazu hatte 519 Seiten. Wie hast Du es nur geschafft, Deine Ideen zu einer Kategorisierung da hineinzubringen. Immerhin ist der Testlauf mit der Anlage EÜR ja nicht gerade gelungen. Aber Du bist ja ein Wunder an Willensstärke, denn Du willst die steuerliche Betriebsprüfung vom Schreibtisch des Finanzbeamten aus und lässt da absolut nicht locker. Den 2. Testlauf, die elektronische Einreichung von Jahresabschlüssen, hat dann lieber die Justizverwaltung für Dich erledigt. War auch gut so, denn das lief deutlich besser und Nichtabgabe im richtigen Format wurde dann ja auch gut sanktioniert. Und das könnte - diese Vision sei Dir vor Jahren schon erschienen, hast Du mir mal erzählt - Vorbild sein, denn über die XBRL-basierte E-Bilanz mit einem drill-down vom Bilanzposten über das Konto zum Buchungssatz und weiter zum Beleg und mit hübschen Standardabweichungsanalysen (Deine Bezeichnung dafür war exception reports), die  der Finanzbeamte als dashboard auf seinen touchscreen geschickt bekommt, kann er zu jeder Zeit sehen, was bei den Steuerpflichtigen "in den Büchern" so gerade los ist. In China und in Brasilien macht man das auch so, da heißt das "Golden Tax System".  Hihihihihi. Bei Deiner Erzählung hat mich damals allerdings am meisten fasziniert, was Du alles für schmutzige Wörter kennst. Dashboard!! Mannomann, wie soll das bloß werden.

Und dann kommt es - ist ja in der Hochburg der Finanzverwaltung, nämlich in Bremerhaven, schon geschehen - zu einer Verdichtung der Betriebsprüfung. Da scheint es eine Personalverschiebung in die Prüfungsstelle hinein gegeben zu haben. Weil dadurch in den Veranlagungsbezirken das Personal knapp wurde, hat man die Steuererklärungen, die bis zum 15. Juli eingingen, dann einfach durchgewunken. Könnten ja später dann eingehend geprüft werden. Zur Not auch mit IDEA. Na, toller Ansatz. Ein echtes Unternehmen Schlagwasser. Respekt und Referenz. Du hast echt Ideen. Klar ist aber, dass Du damit nicht allein bist, denn in anderen europäischen Ländern regt sich über so was  kein Mensch mehr auf. Zum Beispiel die nordisch-lustigen Dänen oder meine westlichen Nachbarn und beinahe-Landsleute, die zur friesisch-herben Ruhe neigenden Niederländer. Schicken die doch einfach den Steuerpflichtigen vorausgefüllte Steuererklärungen. Man stelle sich das mal vor! Und wer als  Steuerpflichtiger an den dort genannten Annahmen, die aus den finanzamtlich-überwachten Datenbanken stammen, die ja von allen Seiten gefüttert werden, was ändern will, der ruft eine 0800er Nummer (!) an, gibt unter Angabe von *Zeilennummer# und **Betrag## ein, was er geändert haben will. Der Bescheid kommt dann innerhalb von 14 Tagen, die Nachzahlung wird sofort fällig und der Renitent wandert in das Reservoir für die "vielleicht-mal sehen" Prüfungsfälle. Und das Beste daran ist: Abgabefristen? Fristverlängerung?? Privileg für von AdStBB Vertretenen??? Wasissndass???? Übersendung der vorausgefüllten Erklärung am 15.04. des Jahres, und Zahlung bis zum 30.04., and that´s it. Das reicht doch wohl. Wer sich beschwert fühlt , der darf gern mal versuchen transatlantisch eine Begegnung zum Kennenlernen mit der US-amerikanischen IRS zu arrangieren. Danach wird man feststellen: wir leben hier im Paradies. Und mit der digitalen Buchführung, einem fast-close und demzufolge rechtzeitig errichteten Jahresabschlüssen gibt es auch keinen Grund mehr für lange Abgabefristen. Die Steuerberater werden dann zu Saisonarbeitern - geht ja in den USA auch - oder suchen sich ergänzende Betätigungsfelder - so wie die Kollegen in der Schweiz.

Überhaupt: Deine Internationalisierung. Ein echter running gag. So was muss man erst mal hinkriegen. Archiv hatte in Deutschland zu stehen, basta. Fortschreitende Entwicklung und Virtualisierung dieser Welt? Nicht mit Dir, mit Viren willst Du nix zu tun haben. Und  dass da ein finanzbeamteter deutscher Amtsträger zwecks Beschlagnahme eines Archivs außerhalb der Grenzen des Geltungsbereichs des Grundgesetzes , vielleicht sogar im bulgarischen Sofia, erfolgreich tätig  wird, war nicht nur außerhalb Deiner Vorstellungskraft. So was geht gaaaa nich! Aber dann diese Volte, unter dem U-Boot "Verzögerungsgeld" festgezurrt und ins Zielgebiet gebracht. Archivierung in der EU erlaubt, aber nur unter Bedingungen, die kein Mensch versteht und zudem gebunden an Genehmigungen, die keine Behörde, die den Namen verdient, erteilt. Klasse! Und dann ganz leise die Erlaubnis, unter der Bedingung des jederzeitigen Zugriffs Z1 doch im EU-Ausland zu archivieren Warum nicht gleich so? Deine Antwort: ich will Spaß, ich mach Euch nass. Na, also, liebe Alte Tante, nein sowas.

Es wird, auch das ist Deine Zukunft, eine weitere Reihe von statistischen Prüfverfahren geben. Die wird einher gehen mit einer fortschreitenden  Digitalisierung des Rechnungswesens auch bei den KMU. Und für die Regelung derer Überwachung bist Du zuständig. Leider wirst Du dafür nicht befördert, obwohl Du, wenn ich mir anhöre, was da von der Frauenquote gemunkelt wird und von der Diskriminierung des Alters, liebe Alte Tante, ganz sicher auf die vorderen Plätze der Beförderungsliste gehörst.

Der Ausbau der statistischen Methoden wird ganz sicher zu einem zuverlässigen Anzeigen von prüfungsrelevanten Fällen führen und Du wirst dann schon dafür sorgen, dass es eine Art Ampel-System gibt, die jedem Veranlagungsbeamten entgegenscheint und ihm die Entscheidung, ob er hier mal genauer nachsehen soll oder ob er das auch lassen kann, abnimmt. Die Länderfinanzminister nämlich mögen, genau wie Du, vorstrukturierte Entscheidungen. Ich finde ja, dass das etwas ist, was es nicht gibt. Entweder ist es vorstrukturiert und dann wird nicht mehr entschieden oder es ist nicht strukturiert, und dann kann es entschieden werden. Aber Du verbindest ja schon immer gern Gegensätze. Zum Beispiel der Begriff "Finanzverwaltung" ... .Naja, heute ist Dein Ehrentag.

Liebe Alte Tante GDPdU, zu Deinem Dienstjubiläum gratuliere ich ganz herzlich und sage von Herzen Danke für Deine vielfältigen Bereicherungen meines Berufslebens. Es war nie langweilig und das wird wohl auch so bleiben. Steuerberater und Finanzbeamte sind vielleicht Gegner, nie aber sollten sie Feinde sein. Wir sollten uns auf gleicher Ebene begegnen und beide Seiten brauchen Regeln, an die sie sich halten können und auf die sie bei Unsicherheiten zurückgreifen. 10 lange Jahre hast Du diese Aufgabe versucht, für die Finanzverwaltung zu erfüllen. Und Du lebst immer noch. Das ist Dein großer Erfolg. Genieße ihn. Ein nicht geringer Anteil der Finanzierung unseres Gemeinwesens entspringt Deinen Bemühungen. Und die scheinen ja auch notwendig zu sein. Ich will jedenfalls versuchen, das anzuerkennen.

Und jetzt wünsche ich Dir für die nächsten 15 Jahre alles erdenklich Gute. Du wirst alle guten Wünsche brauchen können, denn die Welt wird immer komplizierter. Da tut Statistik gut.

Nee, ich will kein Likörchen mehr und auch keinen Igitt-feuchten Tanten-Kuss. Machs gut, Alte Tante. Tschüss!

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Peter tom Suden: Dank für die vielfältigen Bereicherungen des Berufslebens

18.03.2024

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