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Replik auf Stritters DATEV-Kritik

Von Peter tom Suden

Peter tom Suden

Peter tom Suden ist Steuerberater. Er praktiziert in Cuxhaven und arbeitet daneben an Lösungen zur Organisation des
Rechnungswesens in Klein- und Mittelunternehmen sowie an Modellen zur
Kanzleiorganisation in kleinen und mittelgroßen Steuerberaterkanzleien Von 1993 bis 2004 war er Mitglied des Vorstands der DATEV eG.

In seiner Forums-Spitze vom Juli 2008 kritisiert Stritter die Untätigkeit, die DATEV als berufsständischer IT-Dienstleister der Steuerberater an den Tag lege. Es sollte deren Aufgabe sein, die Steuerberater und deren Mandanten mit Er- und Kenntnissen zu allen Themen rund um die Verfahrensdokumentation zu versorgen. Mit seinen interessanten Ausführungen zu seiner Erwartung an den berufsständischen IT-Dienstleister DATEV verbindet Stritter Kritik und Bitte um Aufklärung zugleich. Zuvor sei festgestellt: Der Ansatz ist falsch. Daran trägt Stritter keine Schuld, geht er doch von einem „normalen" IT-Dienstleister aus. Das ist die DATEV aber nicht. Sie ist Genossenschaft und dient ausschließlich der Förderung ihrer Mitglieder. Das kommt Neben dem Satzungstext u.a. darin zum Ausdruck, dass im Vorstand dieser Genossenschaft die Berufsträger lt Satzung immer die Mehrheit haben müssen. Derzeit ist das Verhältnis 4 : 1. Und berufsfremde Aufsichtsräte auf AG-Seite gibt es auch nicht. Mitglieder der DATEV können nur Steuerberater (und –bevollmächtigte), vereidigte Buchprüfer, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, all deren Berufsgesellschaften und ausländische Berufsangehörige, soweit deren Berufszulassung in Deutschland anerkannt ist, sein. DATEV leistet in Deutschland auch nur an die Mitglieder. Soll DATEV eine Leistung direkt an einen Mandanten des Mitglieds erbringen, braucht es dazu in jedem Einzelfall die  Zustimmung des mandatierten Mitglieds.

Es ist nicht Aufgabe der DATEV, ein IT-Beratungsunternehmen für jedermann zu betreiben. Und die Mitglieder wollen das im Übrigen auch genauso. Das Thema „Mandantendirektgeschäft" hat die DATEV von 2000 bis 2002 monatelang immer wieder beschäftigt. Es gab eigens eine Satzungskommission und ungezählte Gesprächsrunden, es haben sich Vorstand, Aufsichtsrat, Vertreterrat, Beirat sowie deren Ausschüsse damit  beschäftigt  Hinzu kamen eine Reihe von Mitarbeitern, die in diesen wichtigen Gesprächsrunden gebunden waren. Man sollte nicht nachrechnen, was das gekostet hat. Letztlich wurde der „Zustimmungskompromiss" gefunden; u.a. wohl auch deshalb, weil die Mitglieder einsahen, dass

  • es ohne ein Geschäft im Mandantenkreis auf Dauer nicht geht
  • die Mitglieder große Scheu hatten vor der unbedingten Freigabe des Mandantendirektgeschäfts. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dabei der individuelle Umfang des Beratungsangebots der DATEV an Mandanten kontrolliert/ limitiert werden sollte, um als Mandatsträger immer als besonders kompetent in Fragen von Unternehmensverwaltung und IT zu erscheinen.


Als Aussenstehender kann Stritter das nicht wissen. DATEV geht davon aus, dass der ratsuchende Mandant sich zunächst an seinen Steuerberater wendet und der ihm dann die Informationen beschafft oder seine Zustimmung zu einer individuellen Beratung gibt.

Was die DATEV im sog. Mandantenmarkt will, ist schnell beantwortet: den eigenen und den Erfolg ihrer Mitglieder in einem sich rasant ändernden Markt. Und dabei hat sie den Bedarf ihrer Mitglieder fest im Blick. Das wird von ihr erwartet, nichts anderes. Schliesslich bezahlen die Mitglieder alles, was die DATEV an Kosten aufwendet. Und sie haften auch noch mit einer 100%igen Nachschusspflicht. Da dürfen die schon bestimmen, wohin die Reise geht. Und natürlich fragt sich der Vorstand bei jeder Produktneuheit, ob er marktnah oder marktfern entwickelt. Dazu zwingen ihn Budget, Aufsichtsrat und Vertreterversammlung. Natürlich geht es nicht ohne Visionen. Ohne die Vorstellung einer Rechtsprechungs-Datenbank zu einer Zeit, da diese Vorstellung noch marktfern war, hätte es die LexInform als Informationsdatenbank nie gegeben. Obwohl noch nicht gerade marktnah, ist DATEV mit dem Produkt „Unternehmen online“ eine Pionierin auf dem Gebiet der internetbasierten Finanzbuchhaltung. Sie war auch Pionierin auf dem Gebiet der smartcard-basierten qualifizierten elektronischen Signatur. Von der musste man sich mangels tragfähiger Marktdurchdringung verabschieden, und deshalb gibt es derzeit im Produkt „Unternehmen online“ leider keine Möglichkeit, im Modul „Rechnungsstellung“ seine Rechnungen qualifiziert elektronisch zu signieren und dem Rechnungsempfänger damit die Möglichkeit des Vorsteuer-Abzugs zu geben. Das ist zwar eine unschöne, aber marktfolgende Situation. Man arbeitet daran, hier bald Möglichkeiten zu schaffen.

Die DATEV ist auch nicht, wie Stritter meint, „Leitstelle". Das sind allein die Kammern. Und wenn die von Stritter befragten 30 StB wie besschrieben auf DATEV schimpfen, dann beweist dies nur die Unkenntnis über die Informationsangebote einer DATEV, die täglich neu gemacht und an die nachfragenden Steuerberater gebracht werden. Das unreflektierte Schimpfen auf ein vermeintlich „grosses“ Unternehmen mag elitäre Affektion sein. Jeder Genosse hat einen Kundenverantwortlichen. Der lebt und arbeitet am, beim mit dem Kunden und haust in einem der 26 DATEV-Informationszentren. Er besucht all seine Kunden, die das wollen, mindestens einmal jährlich. Dazu gibt es unzählige Angebote zur CeBIT, zur Systems, zur DATEV-Messe. Jeder Genosse, der informiert werden will, wird vom Kundenverantwortlichen auch ausser der Reihe gern besucht. Es gibt jeder Mitarbeiter der DATEV sein Bestes, um Kundenzufriedenheit zu erlangen. Dass das zwar meistens, aber eben auch nicht immer gelingt, liegt an der unterschiedlichen Definition und Erwartung dessen, was das Beste denn nun sei. Bei über 5.500 MA kann da schon Regelungsbedarf aufkommen. Zurück zum Thema: Wer will, wird gern, kostengünstig und umfassend informiert. Auch über GDPdU, Verfahrendokumentation, elektronische Rechnung und alles, was damit zusammenhängt. Bei der gebotenen Bandbreite zu allen Themen rund um Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung kann das aber nicht unaufgefordert geschehen. Und die Informationsschiene geht immer über den „Genossen Steuerberater“. Stritters fehlgeschlagener Selbstversuch beweist: das Info-Angebot ist zum Teil auch für Nichtmitglieder offen.  Stritter wurde also nicht als „möglicher neuer DATEV-Kunde" abgewatscht (Kunde kann Stritter als Genosse dann werden, wenn er Berufsträger ist), sondern er stand lediglich auf dem falschen Gleis.

Gleichwohl ist Stritters Kritik nachvollziehbar, weil er weiss, wie viel Wissen um die GDPdU in den Praxen der Steuerberater vorhanden ist. Und ihm ist lange klar, dass mit einer Archiv-CD die Sache nicht getan ist. Aber: War nicht die DATEV die erste, die diese CD möglich machte? Und ist es nicht auch so, dass der Steuerberater, der Wirtschaftsprüfer qua Berufsgesetz einer Verpflichtung zur Fortbildung unterliegt.  Hier wird die Zeit manches Defizit aufdecken, das dann gefüllt werden wird.

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Peter tom Suden: Replik auf Stritters Datev-Kritik

18.03.2024

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