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Datenscreening per Email-Newsletter

Editorial des Email-Newsletters 05-2009 vom 08.05.2009

07.05.2009

Gerhard Schmidt

Gerhard Schmidt
Chefredakteur des "Forum Elektronische Steuerprüfung".

 

Ich hoffe, Sie hatten eine schöne Osterzeit. Mindestens jeder Zehnte von Ihnen hat ja richtig Osterurlaub gemacht. Das haben Sie mich per Abwesenheitsnotiz jedenfalls wissen lassen, als ich am Gründonnerstagabend den April-Newsletter verschickt habe. Glück für diese Osterurlauber, dass ich nur Chefredakteur eines Online-Fachmediums bin und nicht Chef eines Einbrechersyndikats. Was wären das für ertragreiche Feiertage geworden! Bei einigen von Ihnen hätten sich meine Jungens etwas beeilen müssen, die wollten am Osterdienstag schon wieder im Büro sein, andere ließen mich wissen, dass sie noch eine ganze Woche verreist sind. Da wäre für die sorgfältige Observation der Wohnobjekte vor dem Einbruch etwas mehr Zeit gewesen. 

Bauen wir diese Erfahrung beim harmlosen Newsletterversand einmal zum Unterwelt-Akquisitionsmodell aus. Das Ziel: von möglichst vielen Personen zu erfahren, wann deren Wohnung oder Haus leer steht. Nicht irgendwelche Personen, sondern besserverdienende, bei denen auch etwas zu holen ist. Diese Personen finden wir beispielsweise bei XING. Dass Viele in ihrem XING-Profil keine Email-Adresse angeben, kein Problem. Sofern wir den Namen der Person und die Logik des Aufbaus der Email-Adressen im Unternehmen kennen, können wir die Email-Adressen leicht rekonstruieren. Also nehmen wir ein großes Unternehmen mit vielen gleichstrukturierten  Email-Adressen. Etwa die Deutsche Bahn , die zur Zeit ja als Beispiel für alle Arten des Datenscreenings herhalten muss. Ein Blick in die Presserubrik auf der Unternehmenshomepage und wir kennen die Struktur der Emailadressen. XING liefert dazu hunderte von Mitarbeiternamen. Und das alles in kürzester Zeit ohne besondere Hilfsmittel. Wollen wir die Sache noch professioneller angehen, dann legen wir uns eine Software zur Rasterfahndung zu (kann jeder kaufen), wie sie sonst Ermittlungsbehörden einsetzen. Da bleiben dann gleich tausende von hochqualifizierten Email-Adressen von Unternehmensmitarbeitern im Netz hängen. Schnell noch eine Email entworfen, die Spamfilter überlistet, mit einem Betreff wie "Problem beim Umsteigen von ICE in Regionalbahn" und dazu passendem Text. Das ganze über einen ausländischen Server an Himmelfahrt verschickt (am Freitag danach sind besonders Viele nicht im Büro) und innerhalb von Minuten trudeln sie ein: Unmengen von Abwesenheitsnotizen mit präzisen Daten, von wann bis wann die potenziellen Einbruchsopfer nicht im Büro - und höchstwahrscheinlich auch nicht zuhause - sind.

Das ist modernes Datenscreening. Aus frei zugänglichen Datenquellen werden hochqualifizierte Massendaten gewonnen. Alle freiwillig geliefert! Da verbietet sich jedes Lamento über Datenschutzverletzungen. Viele von Ihnen, liebe Leser, nehmen dieses Datenschutzrisiko offensichtlich abwägend in Kauf. Oder?

Ich wünsche Ihnen ein schönes Himmelfahrtwochenende.

Ihr Gerhard Schmidt

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Editorial 2009-05: Datenscreening per Email-Newsletter

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