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Digitaler Datenstriptease statt eines Ganges zur Post?

Editorial des Email-Newsletters 05-2012 vom 18.05.2012

18.05.2012

Gerhard Schmidt

Gerhard Schmidt
Chefredakteur des "Forum Elektronische Steuerprüfung".

 

Würden Sie wildfremden Menschen die Kopie Ihres Personalausweises zusammen mit Ihrer Mobiltelefonnummer, Ihrer Email-Adresse und Ihrer Bankverbindung in die Hand drücken? Nur um sich den Weg zur Post zu ersparen? Genau das ist das Geschäftsmodell der Firma Cybits AG. "Mit [verify-U] bietet Cybits seinen Kunden eine Lösung zur vollelektronischen Personenidentifikation über das Internet. Gegenüber herkömmlichen Verfahren bietet [verify-U] viele Vorteile zur komfortablen und kostengünstigen Identifikation." so wirbt das Unternehmen im Internet für sein Angebot. Gedacht ist es beispielsweise für die Einrichtung einer De-Mail-Adresse. Da muss der De-Mail-Diensteanbieter seine Kunden eindeutig identifizieren. Klassisch geht das mit dem Postident-Verfahren: Kurz bei einer Postfiliale vorbeigeschaut, den Personalausweis vorgelegt und das wars. Oder noch bequemer: der Postzusteller kommt zur Identifikation direkt ins Haus. Ratz-fatz geht das. Zumindest für den, der identifiziert werden soll.

Der, der die Identifikation braucht, sieht das ganz anders. Er will sich nicht mit dem ganzen damit verbundenen Papierkram herumschlagen, sondern möglichst alle Prozesse bequem digital abwickeln. Und so entstehen "Lösungen" wie verify-U. Da wird dann der zu Identifizierende tagelang mit einem Daten-Ping-Pong in Atem gehalten. Per Online-Formularen, SMS, Kontoauszug und Email werden Passwörter und Sicherheitscodes hin- und hergeschaufelt. Nicht zu vergessen die Zeit für das Studium der AGBs. Doch schützen diese auch die abgelieferten Daten? Was, wenn der Finanzinvestor, der hinter dem Unternehmen steht, dies kurzerhand samt eingesammelter Daten lukrativ in den asiatischen Raum oder sonstwohin verkauft?

Vielleicht sehe ich das alles zu skeptisch. Vielleicht geht es ja darum, benachteiligte Minderheiten uneingeschränkt am Online-Leben teilhaben zu lassen. Die technik-fitten Senioren mit körperlichem Gebrechen, das es Ihnen bei Eis und Schnee nicht erlaubt, auf die Post zu gehen, um sich für die so dringend benötigte De-Mail-Adresse zu identifizieren. Oder die Bewohner von Almhütten fernab jeglicher Zivilisation, doch ausgestattet mit Notebooks und Scannern, die ihren Strom über Solar-Paneele auf dem Dach beziehen, sowie stabilen UMTS-Mobilfunk-Internetverbindungen.

Die Technik treibt manchmal schon seltsame Blüten.

Ihr Gerhard Schmidt


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Editorial 2012-05: Digitaler Datenstriptease statt eines Ganges zur Post?

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